Der Energieberatungsmarkt in Deutschland: Ein Milliardengeschäft mit klimapolitischer Verantwortung
Wie die ambitionierten Klimaziele Deutschlands eine neue Ära für Energieberater einläuten und welche Chancen und Herausforderungen der Markt bis 2030 bietet
Die wichtigsten Erkenntnisse zum Energieberatungsmarkt
Marktvolumen überschreitet die Milliardengrenze: Der deutsche Energieberatungsmarkt hat 2022 erstmals ein Volumen von über einer Milliarde Euro erreicht und wächst weiter.
Wärmewende als zentraler Treiber: Die Nachfrage nach Beratungsleistungen steigt besonders im Bereich der energetischen Gebäudesanierung und Heizungsmodernisierung.
Kleinunternehmerstruktur dominiert: Der Markt wird von kleinen und sehr kleinen Unternehmen geprägt, darunter viele Architektur- und Ingenieurbüros.
Marktentwicklung und aktuelle Kennzahlen
Der Markt für Energieberatung in Deutschland erlebt einen signifikanten Aufschwung, maßgeblich getrieben durch die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung und die damit verbundene Energiewende. Die Zahlen sprechen für sich: Mit einem Gesamtvolumen von über einer Milliarde Euro im Jahr 2022 hat sich die Energieberatung zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt.
Wachstumsdynamik und Marktvolumen
Die Analysen zeigen eine beeindruckende Entwicklung des Marktes für Energieberatungsleistungen in Deutschland:
Der Gesamtumsatz im Bereich Energieeffizienzdienstleistungen beträgt etwa 9 Milliarden Euro jährlich
Die reine Energieberatung macht davon etwa 1,038 Milliarden Euro aus (Stand 2022)
Die Zahl der durchgeführten Energieberatungen stieg 2022 auf fast 280.000, was einem Anstieg von 100.000 Beratungen im Vergleich zum Vorjahr entspricht
Für das Jahr 2023 wurde jedoch ein leichter Rückgang der Beratungszahlen in einigen Segmenten verzeichnet, möglicherweise bedingt durch hohe Inflation und die Energiekrise
Diese Zahlen verdeutlichen das wachsende Interesse sowohl privater Haushalte als auch von Unternehmen an der Optimierung ihres Energieverbrauchs und der Umsetzung von Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele.
Radar-Diagramm: Vergleich verschiedener Marktsegmente im Energieberatungssektor (Bewertung auf einer Skala von 0-100, basierend auf Marktanalysen)
Anbieterstruktur und Marktverteilung
Die Struktur des Energieberatungsmarktes in Deutschland ist geprägt von einer Vielzahl kleinerer Unternehmen. Dies spiegelt die lokale Natur des Geschäfts wider, bei dem persönliche Netzwerke und regionaler Bezug entscheidende Erfolgsfaktoren sind:
Dominanz von kleinen bis sehr kleinen Unternehmen, darunter viele Architektur- und Ingenieurbüros
Kundengewinnung erfolgt oft über persönliche Netzwerke und lokale Präsenz
Spezialisierung auf unterschiedliche Marktsegmente wie Wohngebäude, Gewerbeimmobilien oder Industrieanlagen
Anbietertyp
Marktanteil
Primäre Zielgruppe
Typische Leistungen
Wachstumstendenz
Freiberufliche Energieberater
35%
Private Haushalte, kleine Unternehmen
Energieausweise, Förderberatung, iSFP
Stark steigend
Architektur- und Ingenieurbüros
30%
Wohnungswirtschaft, Bauträger
Energetische Sanierungskonzepte, TGA-Planung
Steigend
Spezialisierte Beratungsunternehmen
20%
Industrie, Mittelstand
Energiemanagement, Effizienzmaßnahmen
Stabil
Energieagenturen
10%
Kommunen, öffentliche Einrichtungen
Klimaschutzkonzepte, Quartiersberatung
Leicht steigend
Energieversorger
5%
Bestandskunden
Basis-Energieberatung, Verbrauchsoptimierung
Stabil
Treibende Faktoren für den Energieberatungsmarkt
Klimapolitische Rahmenbedingungen
Die ambitionierten Klimaziele Deutschlands, insbesondere das Ziel der weitgehenden CO2-Neutralität bis 2045, setzen einen klaren Rahmen für den Energieberatungsmarkt. Die Bundesregierung hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um diese Ziele zu erreichen:
Steigende CO2-Kosten als Anreiz zur Beratung
Die stetig steigenden CO2-Kosten stellen einen direkten finanziellen Anreiz für Verbraucher dar, energetische Maßnahmen zu ergreifen:
Ab 2025 zahlen Haushalte mit Gasheizungen etwa 48 Euro brutto mehr pro Jahr für CO2 (bei 20.000 kWh Jahresverbrauch)
Bei Heizöl sind es rund 63 Euro brutto mehr pro Jahr (bei 2.000 Liter Jahresverbrauch)
Diese Kostensteigerungen werden sich in den kommenden Jahren fortsetzen und erhöhen die Nachfrage nach qualifizierter Energieberatung
Dynamische Stromtarife und Smart Meter
Ab 2025 sind Energieversorger verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten, was neue Beratungsfelder eröffnet:
Haushalte mit dynamischem Tarif haben keinen festen Strompreis mehr, sondern der Preis orientiert sich an den Spotpreisen der Strombörse
Voraussetzung ist ein intelligentes Messsystem (Smart Meter)
Ab 2025 haben Haushalte einen Anspruch darauf, innerhalb von vier Monaten nach Beauftragung mit einem Smart Meter ausgestattet zu werden
Diese Entwicklung schafft Beratungsbedarf bezüglich optimierter Verbrauchssteuerung und Tarifwahl
Förderprogramme und finanzielle Anreize
Die finanzielle Förderung von Energieberatung und energetischen Maßnahmen ist ein wichtiger Treiber für den Markt:
Hauseigentümer, Mieter, Pächter und Nießbrauchberechtigte profitieren von attraktiven Zuschüssen für Energieberatungen in Wohngebäuden
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bietet umfangreiche Fördermöglichkeiten
Seit März 2025 gibt es Änderungen bei der Verwendungsnachweisklärung um steuerliche Angaben
Seit April 2025 ist die Zahlungsermächtigung abgeschafft
Diese Förderprogramme erhöhen die Attraktivität von Energieberatungsleistungen und senken die Einstiegshürde für Verbraucher.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Trotz des positiven Wachstums steht der Energieberatungsmarkt vor verschiedenen Herausforderungen, die seine zukünftige Entwicklung beeinflussen werden.
Aktuelle Marktherausforderungen
Fachkräftemangel und Qualifizierungsbedarf
Der wachsende Markt führt zu einem erhöhten Bedarf an qualifizierten Fachkräften:
Hoher Fortbildungsbedarf, insbesondere zu Spezialthemen wie Klimabilanzierung und Haftungsfragen
Nachwuchsmangel im Handwerk erschwert die Umsetzung empfohlener Maßnahmen
Komplexität der Themen erfordert kontinuierliche Weiterbildung
Regulatorische Unsicherheiten
Temporäre Förderstopps und sich ändernde Regelungen stellen Herausforderungen dar:
Komplexe Antragsverfahren erschweren den Beratungsprozess
Politische Unsicherheiten bezüglich zukünftiger Förderprogramme
Sinkende Einspeisevergütung für Photovoltaikanlagen (ab Februar 2025 bei Anlagen bis 10 kW nur noch 7,95 Cent/kWh)
Das Ökosystem der Energieberatung
Die Energieberatung ist eingebettet in ein komplexes Ökosystem aus verschiedenen Akteuren und Einflussfaktoren:
Mindmap: Das Ökosystem der Energieberatung in Deutschland zeigt die Komplexität und Vernetzung der verschiedenen Akteure und Einflussfaktoren
Zukunftsperspektiven und Trends
Für die kommenden Jahre zeichnen sich verschiedene Trends ab, die den Energieberatungsmarkt prägen werden:
Stärkere Digitalisierung: Digitale Tools für Energieberatung und -management werden zunehmend wichtiger
Sektorübergreifende Ansätze: Die Verzahnung von Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor erfordert ganzheitlichere Beratungsansätze
Quartierskonzepte: Über einzelne Gebäude hinausgehende Lösungen gewinnen an Bedeutung
Spezialisierung: Mit zunehmender Komplexität erfolgt eine stärkere Spezialisierung der Berater auf bestimmte Technologien oder Kundensegmente
Wissenschaftsjahr 2025 – Zukunftsenergie: Erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit für Energiethemen durch das Wissenschaftsjahr, das sich der Frage widmet, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen wird
Visuelle Einblicke in den Energieberatungsmarkt
Die folgenden Bilder geben einen visuellen Einblick in verschiedene Aspekte des Energieberatungsmarktes und zeigen die Entwicklung wichtiger Kennzahlen.
Analyse des Energieberatungsmarktes zeigt die Entwicklung der verschiedenen Marktsegmente
Verteilung der verschiedenen Energieberatungsleistungen nach Umsatzanteilen
Marktanteile verschiedener Anbietertypen im Energieberatungssektor
Die Zukunft der Energieberatung in Deutschland
Die Zukunft der Energieberatung wird maßgeblich durch technologische Entwicklungen und das Wissenschaftsjahr 2025 zum Thema "Zukunftsenergie" geprägt sein. Dieses Video gibt einen Einblick in die kommenden Entwicklungen:
Trailer zum Wissenschaftsjahr 2025 "Zukunftsenergie", das die Frage behandelt, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen wird und welche Auswirkungen sie auf die Gesellschaft haben wird. Dieses Wissenschaftsjahr bringt Bürger und Forscher zusammen, um über Innovationen im Energiebereich zu diskutieren, was die Nachfrage nach Energieberatungsleistungen weiter fördern dürfte.
Häufig gestellte Fragen zu Energieberatung in Deutschland
Wie profitiere ich als Hauseigentümer von einer Energieberatung?
Als Hauseigentümer profitieren Sie mehrfach von einer professionellen Energieberatung:
Sie erhalten einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP), der aufzeigt, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge sinnvoll sind
Die Beratung hilft Ihnen, Fördermittel optimal zu nutzen und die Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen einzuschätzen
Sie können langfristig Energiekosten sparen und den Wert Ihrer Immobilie steigern
Die BAFA-Förderung übernimmt bis zu 80% der Beratungskosten, maximal 1.300 € bei Ein- und Zweifamilienhäusern
Welche Qualifikationen sollte ein guter Energieberater mitbringen?
Ein qualifizierter Energieberater sollte folgende Qualifikationen mitbringen:
Eine Grundqualifikation als Architekt, Ingenieur oder Handwerksmeister
Eine Zusatzqualifikation zum Energieberater (z.B. durch den GIH, die Handwerkskammer oder die Ingenieurkammer)
Eine Listung in der Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes
Regelmäßige Fortbildungen zu aktuellen Technologien und Förderprogrammen
Praktische Erfahrung in der Gebäudeanalyse und Kenntnis der regionalen Gegebenheiten
Wie entwickeln sich die Kosten für Energieberatung in den nächsten Jahren?
Die Kosten für Energieberatung entwickeln sich aufgrund mehrerer Faktoren:
Die Grundkosten für eine qualifizierte Energieberatung werden aufgrund steigender Komplexität und höherer Qualifikationsanforderungen tendenziell steigen
Gleichzeitig bleiben die Förderprogramme attraktiv, sodass der Eigenanteil für Verbraucher stabil bleibt
Spezialisierte Beratungsleistungen (z.B. für Photovoltaik oder Wärmepumpen) werden differenzierter in ihrer Preisgestaltung
Die digitale Transformation ermöglicht teilweise günstigere Basis-Beratungsangebote durch Automatisierung und Standardisierung
Wettbewerbsdruck durch neue Marktteilnehmer kann regional zu Preisdifferenzierungen führen
Welche neuen Geschäftsfelder ergeben sich für Energieberater bis 2030?
Für Energieberater eröffnen sich bis 2030 mehrere neue oder wachsende Geschäftsfelder:
Beratung zu dynamischen Stromtarifen und Energiemanagement mit Smart Metern
Planung und Optimierung von Quartierskonzepten mit Nahwärmenetzen
Spezialisierte Beratung zur Integration von Elektromobilität in Gebäudeenergiekonzepte
Klimabilanzierung und Carbon Footprint-Analysen für Unternehmen
Beratung zu Energiespeicherlösungen und deren Wirtschaftlichkeit
Begleitung von Sanierungsmaßnahmen mit digitalen Monitoring-Tools
ESG-Berichterstattung und Taxonomie-konforme Nachhaltigkeitsbewertungen
Wie wirken sich die sinkenden Einspeisevergütungen für Photovoltaik auf den Beratungsbedarf aus?
Die sinkenden Einspeisevergütungen für Photovoltaik haben mehrere Auswirkungen auf den Beratungsbedarf:
Erhöhter Beratungsbedarf zur Optimierung des Eigenverbrauchs, da die Wirtschaftlichkeit zunehmend vom eigengenutzten Strom abhängt
Steigende Nachfrage nach Beratung zu Speicherlösungen, um den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen
Komplexere Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die eine qualifizierte Beratung erforderlich machen
Neue Beratungsansätze zu Vermarktungsmodellen jenseits der EEG-Vergütung (z.B. Power Purchase Agreements, Direktvermarktung)
Integrierte Beratung zu Sektorkopplungslösungen wie Wärmepumpen und Elektromobilität in Kombination mit PV-Anlagen
Quellen und weiterführende Informationen
Referenzen
BAFA - Bundesförderung der Energieberatung für Wohngebäude