Viele Hausbesitzer mit älteren Fenstern fragen sich, ob sie ihre Zweifachverglasung unkompliziert auf eine moderne Dreifachverglasung aufrüsten können, um Energie zu sparen und den Wohnkomfort zu erhöhen. Oder ist doch ein kompletter Austausch der Fenster notwendig? Die Antwort ist nicht pauschal, denn die Machbarkeit hängt stark von den vorhandenen Fenstern ab.
Die Idee, nur die Glasscheiben auszutauschen und den Rahmen zu behalten, klingt verlockend, da sie weniger Aufwand und Kosten verspricht. Ob dies jedoch möglich ist, hängt von mehreren technischen Voraussetzungen ab:
Dreifachverglasungen sind deutlich dicker als ältere Zweifachverglasungen. Während eine typische ältere Doppelverglasung vielleicht 24 mm dick ist, benötigt eine Dreifachverglasung oft eine Gesamtglasdicke von 36 mm oder mehr. Der sogenannte Glasfalz – die Nut im Fensterflügel, in der die Scheibe sitzt – muss tief genug sein, um dieses dickere Glaspaket aufzunehmen. Bei vielen älteren Fenstern, insbesondere solchen aus den 80er oder frühen 90er Jahren, ist der Glasfalz zu flach. Bei Holzfenstern lassen sich die Glasleisten (die das Glas im Rahmen halten) manchmal anpassen oder austauschen, um Platz zu schaffen. Bei Kunststoff- oder Aluminiumfenstern ist dies oft schwieriger oder gar nicht möglich.
Eine Dreifachverglasung ist pro Quadratmeter etwa 10 kg schwerer als eine Zweifachverglasung (z.B. 30 kg/m² statt 20 kg/m²). Das bedeutet eine zusätzliche Belastung von rund 50 %. Die vorhandenen Fensterbänder (Scharniere) und Beschläge müssen dieses Mehrgewicht dauerhaft tragen können. Sind die Beschläge unterdimensioniert oder bereits verschlissen, kann der Flügel absacken, sich nur noch schwer öffnen und schließen lassen oder im schlimmsten Fall sogar aus dem Rahmen brechen. Eine Prüfung der Tragfähigkeit durch einen Fachmann ist unerlässlich.
Selbst wenn Tiefe und Tragfähigkeit gegeben sind, muss der bestehende Rahmen in gutem Zustand sein. Sind die Dichtungen porös oder der Rahmen verzogen, gehen die energetischen Vorteile der neuen Verglasung teilweise wieder verloren. Ein alter Rahmen kann die Schwachstelle bleiben, auch wenn das Glas modernisiert wird.
Die Entwicklung der Verglasungstechnologie zeigt deutliche Fortschritte in der Wärmedämmung.
In vielen Fällen ist der Austausch des gesamten Fensters (Rahmen inklusive Verglasung) die bessere oder sogar einzig mögliche Option:
Der Hauptvorteil liegt in der erheblich verbesserten Wärmedämmung. Diese wird durch den U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) ausgedrückt. Je niedriger der U-Wert, desto besser die Dämmung. Moderne Dreifachverglasungen erreichen Ug-Werte (g = glazing, nur das Glas) von 0,5 bis 0,7 W/(m²K). Ältere Zweifachverglasungen liegen oft bei Ug-Werten von 2,8 W/(m²K) oder schlechter, neuere Zweifachverglasungen bei etwa 1,1 W/(m²K). Der Uw-Wert (w = window, gesamtes Fenster) berücksichtigt auch den Rahmen und liegt bei guten Dreifachfenstern oft unter 0,95 W/(m²K). Diese Verbesserung führt zu spürbar geringeren Heizkosten und reduziert den CO2-Ausstoß.
Durch die bessere Dämmung bleibt die innere Oberfläche der Scheibe auch bei kalten Außentemperaturen wärmer. Das reduziert unangenehme Kaltluftströmungen in Fensternähe und verhindert das Gefühl von Zugluft. Die Raumtemperatur wird gleichmäßiger.
Die zusätzliche Glasscheibe und die breiteren Scheibenzwischenräume tragen auch zu einem besseren Schallschutz bei, was insbesondere in lauten Wohngegenden von Vorteil ist.
Weniger Energieverbrauch bedeutet eine geringere Umweltbelastung durch reduzierte CO2-Emissionen.
Auch wenn nur das Glas getauscht wird, fallen Kosten an. Ein reiner Glastausch kann zwischen 200 und 500 Euro pro Quadratmeter kosten, abhängig von der Komplexität und eventuell notwendigen Anpassungen am Rahmen. Neue Fenster mit Dreifachverglasung sind teurer in der Anschaffung (ab ca. 275-400 Euro pro Quadratmeter), können sich aber durch höhere Energieeinsparungen und mögliche Förderungen langfristig rechnen.
Dreifachverglasungen lassen weniger Sonnenenergie (Wärme) ins Rauminnere durch als Zweifachverglasungen. Dies wird durch den g-Wert (Gesamtenergiedurchlassgrad) beschrieben. Ein niedrigerer g-Wert (typisch ca. 0,5-0,6 für 3-fach vs. >0,6 für 2-fach) ist im Sommer vorteilhaft (weniger Überhitzung), kann aber im Winter die passiven solaren Wärmegewinne reduzieren, die zur Heizungsunterstützung beitragen.
Dies ist ein wichtiger Punkt, besonders im Altbau: Wenn die Außenwände schlecht gedämmt sind, die Fenster aber sehr gut (niedriger U-Wert), kann das Fenster aufhören, die kälteste Oberfläche im Raum zu sein. Stattdessen kann sich Feuchtigkeit an kälteren Stellen der Außenwand niederschlagen, was zu Schimmelbildung führen kann. Die Dämmqualität der Fenster sollte immer im Verhältnis zur Dämmqualität der Wände stehen. Im Zweifelsfall ist eine energetische Beratung sinnvoll.
Ein Glastausch ist keine triviale Aufgabe und sollte idealerweise von einem Fachbetrieb durchgeführt werden, um eine korrekte Abdichtung und Funktion sicherzustellen. Fehler beim Einbau können zu Undichtigkeiten oder Schäden führen.
Das folgende Diagramm veranschaulicht die relativen Stärken und Schwächen verschiedener Fensteroptionen. Es basiert auf typischen Annahmen und dient der Orientierung. Die Werte sind auf einer Skala von 1 (niedrig/schlecht) bis 10 (hoch/gut) dargestellt, wobei Kosten umgekehrt interpretiert werden (höherer Wert = geringere Kosten/bessere Wirtschaftlichkeit).
Diese Mindmap fasst die wichtigsten Überlegungen zusammen, die bei der Entscheidung zwischen einem reinen Glastausch und einem kompletten Fenstertausch eine Rolle spielen:
Die Kosten sind ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Hier eine grobe Gegenüberstellung der beiden Optionen, basierend auf typischen Marktpreisen in Deutschland. Beachten Sie, dass dies nur Richtwerte sind und die tatsächlichen Kosten je nach Region, Fenstergröße, gewähltem Material und Anbieter variieren können.
Merkmal | Glastausch (nur Scheibe) | Fenstertausch (komplett) |
---|---|---|
Kosten pro m² | ca. 200 - 500 € (stark abhängig von Anpassungsbedarf am Rahmen) | ca. 275 - 400+ € (abhängig von Rahmenmaterial, Qualität, Ausstattung) |
Einbauaufwand | Geringer (wenn Rahmen passt) | Höher (Ausbau alt, Einbau neu, evtl. Anpassung Laibung) |
Eignung für alte Rahmen | Bedingt (nur wenn Rahmen tief genug, stabil und in gutem Zustand) | Unabhängig vom alten Rahmen |
Wärmedämmung (Uw-Wert) | Verbesserung begrenzt durch alten Rahmen | Optimal möglich (z.B. < 0,95 W/m²K für Förderfähigkeit) |
Schallschutz | Verbessert | Optimal möglich (mit speziellem Schallschutzglas) |
Förderfähigkeit (BEG EM) | Eingeschränkt / oft nicht als Einzelmaßnahme | Ja, wenn die technischen Mindestanforderungen (v.a. U-Wert) erfüllt werden |
Langfristige Lösung | Mittelfristig (Rahmen altert weiter) | Langfristig (komplett neues Bauteil) |
In Deutschland gibt es über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite für energetische Sanierungsmaßnahmen, einschließlich des Fenstertauschs. Um förderfähig zu sein, müssen die neuen Fenster strenge technische Mindestanforderungen erfüllen, insbesondere hinsichtlich des U-Wertes. Für Fenster liegt dieser Grenzwert oft bei Uw ≤ 0,95 W/(m²K). Solche Werte werden in der Regel nur mit einer Dreifachverglasung in Kombination mit einem modernen, gut dämmenden Rahmen erreicht. Ein reiner Glastausch ist als Einzelmaßnahme oft nicht förderfähig, kann aber Teil eines größeren Sanierungspakets sein (individueller Sanierungsfahrplan - iSFP).
Es lohnt sich, die aktuellen Förderbedingungen (z.B. beim BAFA oder der KfW) genau zu prüfen und gegebenenfalls einen Energieberater hinzuzuziehen, der auch bei der Antragsstellung helfen kann.
Dieses Video diskutiert die Frage, wann sich ein Glastausch lohnt und wann ein kompletter Fenstertausch sinnvoller ist. Es beleuchtet praktische Aspekte und hilft bei der Entscheidungsfindung.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein "leichter" Wechsel von Zweifach- auf Dreifachverglasung durch reinen Glastausch ist nur unter idealen Bedingungen möglich. Die technischen Voraussetzungen bezüglich Rahmentiefe und Tragfähigkeit müssen gegeben sein, und der Zustand des alten Rahmens spielt eine große Rolle.
In vielen Fällen, insbesondere bei älteren Fenstern oder wenn hohe energetische Standards und Förderungen angestrebt werden, ist der komplette Austausch der Fenster die sinnvollere und langfristig oft wirtschaftlichere Lösung.
Die wichtigste Empfehlung lautet: Lassen Sie Ihre Fenster von einem qualifizierten Fachbetrieb (Fensterbauer) oder einem unabhängigen Energieberater vor Ort prüfen. Diese Experten können die Machbarkeit eines Glastauschs beurteilen, den Zustand der Rahmen bewerten und eine fundierte Empfehlung aussprechen, die auf Ihre spezifische Situation und die Gegebenheiten Ihres Gebäudes zugeschnitten ist.
Nicht unbedingt. Die reinen Materialkosten für das Glas sind zwar niedriger als für ein komplettes Fenster, aber wenn aufwändige Anpassungen am alten Rahmen notwendig sind, können die Kosten für den Glastausch steigen. Zudem bieten neue Fenster oft eine bessere Gesamt-Energieeffizienz und sind eher förderfähig, was die höheren Anfangskosten relativieren kann. Eine individuelle Kosten-Nutzen-Rechnung ist sinnvoll.
Mit handwerklichem Geschick und dem richtigen Werkzeug ist es theoretisch möglich, besonders bei älteren Holzfenstern. Es birgt jedoch Risiken: Fehler beim Ausbau der alten Scheibe, beim Einsetzen und Abdichten der neuen Scheibe können zu Glasbruch, Undichtigkeiten, schlechter Dämmung oder Funktion führen. Zudem entfällt meist die Gewährleistung. Für ein optimales Ergebnis und zur Vermeidung von Folgeschäden wird die Beauftragung eines Fachbetriebs dringend empfohlen.
Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) misst, wie viel Wärme durch ein Bauteil (z.B. Fensterglas = Ug, gesamtes Fenster = Uw) pro Quadratmeter und pro Grad Temperaturunterschied verloren geht. Die Einheit ist W/(m²K). Je niedriger der U-Wert, desto besser ist die Wärmedämmung und desto weniger Heizenergie geht verloren. Der U-Wert ist entscheidend für die Energieeffizienz eines Gebäudes und eine wichtige Kenngröße für gesetzliche Anforderungen (GEG) und Förderprogramme.
Ja, dieses Risiko besteht, wenn die Außenwände deutlich schlechter gedämmt sind als die neuen Fenster. Die sehr gut dämmenden Fenster sind dann nicht mehr die kälteste Oberfläche im Raum. Feuchtigkeit aus der Raumluft kann stattdessen an kälteren Wandbereichen (z.B. Raumecken, Fensterlaibungen) kondensieren und dort zu Schimmelbildung führen. Daher ist es wichtig, die Fensterdämmung auf den Dämmstandard des restlichen Gebäudes abzustimmen oder im Zuge des Fenstertauschs auch die Dämmung kritischer Wandbereiche zu verbessern. Richtiges Lüftungsverhalten ist ebenfalls entscheidend.
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützt den Austausch alter Fenster gegen energieeffiziente neue Fenster als Einzelmaßnahme (BEG EM) mit Zuschüssen (aktuell z.B. 15% der förderfähigen Kosten, ggf. plus Bonus). Voraussetzung ist die Einhaltung technischer Mindestanforderungen, insbesondere eines maximalen Uw-Wertes (oft ≤ 0,95 W/m²K). Alternativ kann die Förderung über zinsgünstige Kredite mit Tilgungszuschüssen (KfW-Programme) erfolgen, insbesondere bei umfassenderen Sanierungen. Ein Energieberater kann hierzu detailliert informieren und bei der Antragstellung unterstützen.