Wie wahrscheinlich ist eine Rezession in den USA? Eine tiefgehende Analyse der aktuellen Prognosen für 2025
Ein umfassender Blick auf Expertenmeinungen, wirtschaftliche Indikatoren und die wichtigsten Risikofaktoren für die US-Wirtschaft.
Die Frage nach einer möglichen Rezession in den Vereinigten Staaten von Amerika beschäftigt Ökonomen, Anleger und die Öffentlichkeit gleichermaßen. Angesichts einer komplexen globalen Wirtschaftslage, handelspolitischer Spannungen und der Geldpolitik der Zentralbanken sind präzise Vorhersagen schwierig. Dennoch zeichnen aktuelle Analysen und Prognosen verschiedener Finanzinstitutionen und Experten ein Bild der potenziellen Risiken für das Jahr 2025. Dieser Bericht fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und beleuchtet die Faktoren, die eine wirtschaftliche Abkühlung in den USA herbeiführen könnten.
Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick
Die Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA im Jahr 2025 wird von Experten unterschiedlich eingeschätzt und bewegt sich laut verschiedenen Quellen mehrheitlich zwischen 35 % und 60 %, wobei einzelne Prognosen auch darüber hinausgehen.
Haupttreiber für das erhöhte Risiko sind Handelskonflikte und Zölle (insbesondere die angekündigten Maßnahmen gegenüber China), eine weiterhin spürbare Inflation und die darauf reagierende straffe Geldpolitik der US-Notenbank (Federal Reserve).
Trotz der bestehenden Risiken und einer erwarteten Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zeigen einige Fundamentaldaten der US-Wirtschaft, wie etwa ein noch robuster Arbeitsmarkt, eine gewisse Resilienz, was eine definitive Vorhersage einer Rezession erschwert.
Aktuelle Rezessionswahrscheinlichkeiten im Vergleich
Die Einschätzungen zur Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession im Jahr 2025 variieren teils erheblich zwischen verschiedenen renommierten Finanzinstitutionen und Analysehäusern. Diese Unterschiede spiegeln die Komplexität der wirtschaftlichen Lage und die unterschiedliche Gewichtung verschiedener Risikofaktoren wider.
Expertenprognosen im Detail
Nachfolgend eine Zusammenfassung der aktuellen Einschätzungen (Stand Mai 2025):
J.P. Morgan Research: Schätzt die Wahrscheinlichkeit einer US- oder globalen Rezession bis Ende 2025 auf etwa 60 %. Diese Einschätzung wurde im April 2025 von zuvor 40 % erhöht, hauptsächlich aufgrund der erwarteten negativen Auswirkungen von Zollerhöhungen. Die Bank betont, dass diese Zölle die größte Steuererhöhung für US-Haushalte und Unternehmen seit dem Zweiten Weltkrieg darstellen könnten.
Goldman Sachs: Hat seine Prognose für eine US-Rezession zuletzt von 45 % auf 35 % gesenkt (Stand Mitte Mai 2025). Diese Anpassung erfolgte nach einer vorübergehenden Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China, obwohl Zölle weiterhin als Risiko betrachtet werden. Zuvor hatte Goldman Sachs die Wahrscheinlichkeit Ende März 2025 von 20 % auf 35 % erhöht.
Internationaler Währungsfonds (IWF): Sieht die Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA im Jahr 2025 bei etwa 37 %. Dies stellt einen Anstieg gegenüber früheren Schätzungen dar und wird mit Unsicherheiten durch Zölle und geopolitische Spannungen begründet.
Morningstar: Beziffert die Rezessionswahrscheinlichkeit in den nächsten zwölf Monaten auf 40-50 %, ebenfalls mit Verweis auf die am 2. April 2025 angekündigten Zollerhöhungen, die das reale BIP-Wachstum bremsen und die Inflation antreiben könnten.
CNBC Fed Survey: Eine Umfrage unter Fondsmanagern und Analysten ergab im März 2025 eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 36 %, ein Anstieg von 23 % im Januar 2025.
Polymarket: Dezentrale Prognosemärkte registrierten im April 2025 erstmals eine Rezessionswahrscheinlichkeit von über 50 % für das laufende Jahr.
Recession2025.org: Eine spezifische Analyseplattform bezifferte die Wahrscheinlichkeit einer Rezession innerhalb der nächsten 12 Monate im April 2025 auf 75,8 %.
Barclays: Rechnete mit einer milden Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2025, da Zölle die Kaufkraft der Verbraucher belasten dürften. Nach einer vorübergehenden Handelsentspannung mit China hatte Barclays die Rezessionsrisiken zeitweise als ausgeschlossen bewertet, jedoch bleiben die Auswirkungen von Zöllen ein präsenter Faktor.
Diese Bandbreite an Prognosen verdeutlicht die hohe Unsicherheit. Während einige Institute nach temporären Entspannungen im Handelskonflikt ihre Risikoeinschätzungen leicht nach unten korrigierten, sehen andere weiterhin signifikante Gefahren für die US-Konjunktur.
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA. Eine Verlangsamung oder ein Rückgang des BIP ist ein Kernindikator für eine Rezession.
Hauptfaktoren, die das Rezessionsrisiko beeinflussen
Mehrere miteinander verknüpfte Faktoren tragen zur aktuellen Diskussion über eine mögliche Rezession in den USA bei. Diese reichen von politischen Entscheidungen bis hin zu globalen wirtschaftlichen Entwicklungen.
Handelspolitik und Zölle
Der Damoklesschwert der Zölle
Ein zentraler Punkt in nahezu allen Analysen sind die Auswirkungen der US-Handelspolitik, insbesondere die angedrohten und teilweise bereits umgesetzten Zollerhöhungen. Speziell die Zölle auf chinesische Waren werden als erhebliche Belastung für die US-Wirtschaft gesehen. Analysten befürchten, dass diese Maßnahmen:
Das reale BIP-Wachstum kurzfristig deutlich bremsen.
Die Inflation erhöhen, da Importe teurer werden und Unternehmen die Kosten an Verbraucher weitergeben.
Die Kaufkraft der Konsumenten schmälern und somit die Binnennachfrage dämpfen.
Globale Lieferketten stören und zu Unsicherheit bei Unternehmen führen.
Einige Experten, wie die von J.P. Morgan, bezeichnen die geplanten Zölle als die potenziell größte Steuererhöhung für US-Haushalte und Unternehmen seit dem Zweiten Weltkrieg.
Prognostizierte Auswirkungen von US-Importzöllen auf verschiedene Wirtschaftsbereiche.
Inflation und Geldpolitik der Federal Reserve
Der schmale Grat der Notenbank
Die Inflation in den USA bleibt trotz einiger Fortschritte weiterhin über dem Zielwert der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed). Dies zwingt die Fed zu einer vorsichtigen Geldpolitik. Eine zu straffe Geldpolitik mit hohen Zinsen zur Inflationsbekämpfung birgt das Risiko, die Wirtschaftstätigkeit so stark abzubremsen, dass sie in eine Rezession rutscht. Die Entscheidung der Fed über zukünftige Zinsschritte wird daher genau beobachtet. Einige Prognosen, wie die von Goldman Sachs, deuteten auf mögliche Zinssenkungen hin, falls die Zölle die Weltwirtschaft stark beeinträchtigen, doch die anhaltende Inflation könnte diesen Spielraum begrenzen.
Wirtschaftswachstum (BIP)
Verlangsamung, aber kein Stillstand?
Die meisten Prognosen gehen für 2025 von einem verlangsamten, aber immer noch positiven Wirtschaftswachstum für die USA aus. Schätzungen für das reale BIP-Wachstum liegen oft im Bereich von 1,8 % bis 2,3 %. Dies wäre zwar eine Abschwächung im Vergleich zu früheren Perioden, aber noch über der Schwelle, die typischerweise eine Rezession kennzeichnet (definiert als zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem BIP-Wachstum). Dennoch warnen Institutionen wie der IWF, dass Zölle das Wachstum drosseln könnten.
Arbeitsmarkt und Verbraucherstimmung
Widersprüchliche Signale
Der US-Arbeitsmarkt hat sich bisher als relativ robust erwiesen. Eine niedrige Arbeitslosigkeit stützt tendenziell den Konsum. Allerdings zeigen einige Konjunkturbarometer und Indikatoren zur Verbraucherstimmung eine Eintrübung. Sollte sich die Stimmung verschlechtern und die Arbeitslosigkeit steigen, könnte dies den privaten Konsum – eine wichtige Stütze der US-Wirtschaft – empfindlich treffen.
Globale Unsicherheiten
Externe Schocks als Risiko
Neben den hausgemachten Faktoren spielen auch globale Entwicklungen eine Rolle. Geopolitische Konflikte, eine schwächelnde Weltkonjunktur oder unvorhergesehene externe Schocks können die US-Wirtschaft zusätzlich belasten und das Rezessionsrisiko erhöhen.
Visualisierung der Risikofaktoren
Um die Komplexität der verschiedenen Einflussfaktoren auf das Rezessionsrisiko zu verdeutlichen, kann ein Radar-Diagramm hilfreich sein. Es stellt die wahrgenommene Intensität verschiedener wirtschaftlicher Stressfaktoren dar, die zu einer Rezession beitragen könnten. Die Skala reicht von 1 (geringer Einfluss) bis 10 (sehr hoher Einfluss).
Dieses Diagramm illustriert, dass insbesondere die Zollbelastung und der Inflationsdruck als hohe Risikofaktoren eingeschätzt werden, gefolgt von der straffen Geldpolitik. Eine Verschärfung dieser Faktoren könnte das pessimistische Szenario wahrscheinlicher machen.
Vergleich der Expertenmeinungen in Tabellenform
Die folgende Tabelle fasst die Rezessionswahrscheinlichkeiten verschiedener Institutionen und die wesentlichen Begründungen zusammen, um einen schnellen Überblick zu ermöglichen:
Institution
Geschätzte Wahrscheinlichkeit (%)
Hauptbegründung(en)
J.P. Morgan Research
ca. 60 %
Zollerhöhungen, globale Risiken, größte Steuererhöhung seit WK2
Goldman Sachs
35 % (revidiert von 45 %)
Robustere US-Konjunktur als erwartet, Zölle aber weiterhin Risiko
Internationaler Währungsfonds (IWF)
37 %
Unsicherheiten durch Zölle, geopolitische Spannungen
Morningstar
40-50 %
Zollerhöhungen bremsen BIP-Wachstum und erhöhen Inflation
CNBC Fed Survey
36 % (März 2025)
Verlangsamtes Wirtschaftswachstum, Auswirkungen von Zöllen
Polymarket
>50 % (April 2025)
Einschätzung dezentraler Prognosemärkte
Recession2025.org
75,8 % (April 2025)
Modellbasierte Projektion basierend auf historischen und aktuellen Indikatoren
Barclays
Milde Rezession in H2 2025
Zölle belasten Kaufkraft der Verbraucher (teilweise widersprüchliche Angaben nach Handelsentspannung)
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Einschätzungen Momentaufnahmen sind und sich mit neuen Daten und Ereignissen verändern können.
Struktur der Rezessionsrisiken: Eine Mindmap-Darstellung
Eine Mindmap kann helfen, die vielschichtigen Ursachen und Einflussfaktoren für das Rezessionsrisiko in den USA übersichtlich darzustellen. Sie zeigt, wie verschiedene ökonomische und politische Aspekte miteinander verwoben sind und gemeinsam das Gesamtrisiko formen.
mindmap
root["US Rezessionsrisiko 2025"]
treiber1["Handelspolitik"]
unterpunkt1_1["Zölle (insb. auf China-Importe)"]
unterpunkt1_2["Protektionistische Tendenzen"]
unterpunkt1_3["Vergeltungszölle anderer Länder"]
treiber2["Inflation"]
unterpunkt2_1["Kerninflation über Zielwert der Fed"]
unterpunkt2_2["Auswirkung auf Kaufkraft der Verbraucher"]
unterpunkt2_3["Steigende Produktionskosten für Unternehmen"]
treiber3["Geldpolitik der Federal Reserve"]
unterpunkt3_1["Zinserhöhungen / Quantitative Straffung"]
unterpunkt3_2["Verteuerung von Krediten"]
unterpunkt3_3["Risiko einer Überkorrektur"]
treiber4["Globales Wirtschaftsumfeld"]
unterpunkt4_1["Geopolitische Spannungen und Konflikte"]
unterpunkt4_2["Wirtschaftsabschwächung wichtiger Handelspartner"]
unterpunkt4_3["Störungen globaler Lieferketten"]
treiber5["Nationale Wirtschaftsindikatoren"]
unterpunkt5_1["Verlangsamung des BIP-Wachstums"]
unterpunkt5_2["Entwicklung des Arbeitsmarktes"]
unterpunkt5_3["Verbraucher- und Unternehmensstimmung"]
unterpunkt5_4["Investitionstätigkeit"]
Die Mindmap visualisiert, dass das Rezessionsrisiko nicht auf einen einzelnen Faktor zurückzuführen ist, sondern aus dem komplexen Zusammenspiel handelspolitischer Entscheidungen, Inflationsdynamiken, geldpolitischer Reaktionen, globaler Einflüsse und der Entwicklung binnenwirtschaftlicher Indikatoren resultiert.
Eine Perspektive vom Internationalen Währungsfonds (IWF)
Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist eine der zentralen Institutionen, die globale und nationale Wirtschaftsprognosen erstellen. Das folgende Video gibt Einblicke in die Einschätzung des IWF bezüglich des Rezessionsrisikos in den USA. Es beleuchtet die Faktoren, die aus Sicht des IWF für die US-Wirtschaft im Jahr 2025 relevant sind.
In diesem Beitrag erläutert der IWF seine Sichtweise und die Gründe für die angegebene Wahrscheinlichkeit von 37 % für eine Rezession in den USA. Dabei werden insbesondere die Auswirkungen von Handelskonflikten und die allgemeine globale Wirtschaftslage thematisiert. Solche Analysen von internationalen Organisationen bieten eine wichtige Perspektive, da sie oft einen breiteren Datensatz und globale Verflechtungen berücksichtigen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was sind die Hauptgründe für das aktuell diskutierte Rezessionsrisiko in den USA?
Die Hauptgründe sind vielschichtig. An vorderster Stelle stehen die potenziellen negativen Auswirkungen von erhöhten Importzöllen, insbesondere auf Waren aus China, die das Wirtschaftswachstum dämpfen und die Inflation anheizen könnten. Hinzu kommt die anhaltend hohe Inflation, die die US-Notenbank zu einer straffen Geldpolitik zwingt (höhere Zinsen), was wiederum die Konjunktur abkühlen kann. Globale Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und eine mögliche Abschwächung der Weltwirtschaft tragen ebenfalls zum Risiko bei.
Wie definieren Ökonomen eine Rezession?
Eine weit verbreitete technische Definition einer Rezession ist ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Allerdings berücksichtigen Organisationen wie das National Bureau of Economic Research (NBER) in den USA, das offiziell Rezessionen datiert, eine breitere Palette von Indikatoren. Dazu gehören neben dem BIP auch Daten zur Beschäftigung, zum Einkommen, zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen. Eine Rezession ist also ein signifikanter, breit angelegter und über mehrere Monate anhaltender Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität.
Welche Rolle spielt die Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) bei der Rezessionswahrscheinlichkeit?
Die Geldpolitik der Fed spielt eine entscheidende Rolle. Um die hohe Inflation zu bekämpfen, hat die Fed die Zinssätze angehoben. Höhere Zinsen verteuern Kredite für Unternehmen und Verbraucher, was Investitionen und Konsum dämpfen kann. Ziel ist es, die Wirtschaft so weit abzukühlen, dass die Inflation sinkt, ohne jedoch eine tiefe Rezession auszulösen – ein Prozess, der oft als "sanfte Landung" bezeichnet wird. Gelingt dies nicht und die Geldpolitik wirkt zu restriktiv, kann sie die Wirtschaft in eine Rezession treiben.
Wie beeinflussen Zölle die Wahrscheinlichkeit einer Rezession?
Zölle sind Steuern auf Importe. Sie können die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf mehrere Arten erhöhen:
Kostensteigerungen: Importierte Waren und Vorprodukte werden teurer. Unternehmen geben diese Kosten oft an Verbraucher weiter, was die Inflation erhöht und die Kaufkraft senkt.
Nachfragerückgang: Höhere Preise können zu einem Rückgang der Konsumnachfrage führen.
Verunsicherung und geringere Investitionen: Handelskonflikte und die Unsicherheit über zukünftige Zölle können Unternehmen dazu veranlassen, Investitionen zurückzustellen.
Vergeltungsmaßnahmen: Andere Länder können mit eigenen Zöllen auf US-Exporte reagieren, was amerikanische Exportindustrien schädigt.
Störung von Lieferketten: Zölle können etablierte Lieferketten unterbrechen und zu Ineffizienzen führen.
All diese Effekte können das Wirtschaftswachstum bremsen und das Rezessionsrisiko steigern.